Front 242 live in Oberhausen 19.10.24

Oktober 22, 2024 Von MICHAEL Spenst Aus

Die Elektro Pioniere Jean-Luc De Meyer, Patrick Codenys und R23 gaben sich im Rahmen ihrer “Blackout Abschluss-Tour” die Ehre das Ruhrgebiet zu besuchen und spielten ihr bislang größtes Konzert vor bis zu 2500 Zuschauern in der großen Turbinenhalle zu Oberhausen.

Als Support konnte Joanna Reinikainen alias Rein engangiert werden. Mit ihrem aktuellen Album “God is a woman” präsentierte die Schwedin ihr knapp 30minütiges Set. Vor allem mit Songs des neuen Albums konnte Joanna bei alten als auch neuen Fans punkten. Ihr Merchandising Stand war wenige Minuten nach ihrem Konzert nahezu ausverkauft! Genau das ist so wichtig für neue Künstler, denn hier bekommen sie nahezu jeden Cent ohne Porto- und Retourenkosten. Das macht neue Künstler unabhängiger und wir kommen in den Genuss freier Musik, die nicht von der Musikindustrie beeinflusst werden kann.

Niemals beeinflusst wurden Front 242 in ihrer Arbeit als Elektro Pioniere der frühen 80er. Durch den Support Auftrag für Depeche Mode während ihrer Music for the Masses Tour und ihrer ersten Alben legten die Belgier bis Anfang der 90er einen grandiosen Durchmarsch durch die Clubs dieser Welt hin.

Ihre Songs sind absolute Meilensteine in der Elektro-Welt und haben nicht nur Martin Gore beeindruckt, sondern auch sämtliche Kollegen und tausende Fans auf der ganzen Welt. Zum Konzert in Oberhausen kamen deshalb nicht nur einheimische, sondern vor allem auch viele Freunde aus dem umliegenden Ausland um dieses tolle Ereignis nicht zu versäumen.

Grund dieser Tour ist ihr Abschied, denn die Belgier sind in die Jahre gekommen und gehören zu den ältesten ihrer Zunft. Der Kopf hinter der Band, Daniel Bresanutti (70), Jean Luc De meyer (67), Patrick Codenys (65) und Richard 23 (61) haben sich ihren Ruhestand auch wirklich verdient. Bereits im Jahr 2022 mussten Front 242 eine lange geplante US-Tournee absagen, weil Jean Luc ins Krankenhaus eingeliefert werden musste. Auch der jüngste im Bunde, Richard Jonckheere alias R23, zog sich beim Berliner Konzert eine Muskelverletzung zu. Natürlich nicht verwunderlich, denn die beiden Frontmänner geben bei der Show alles. So kann man es ihnen nachsehen, das ihre letzte Tour im Rentenalter kein zweistündiges Set umfasst. Nach nicht einmal 80 Minuten ist die ganze Show leider schon vorbei.

Bevor die Belgier mittels einer Videobotschaft in Richtung Konzertbühne laufen – flattern zahlreiche kleine Elektroperlen durch die Boxen, die teilweise durch Meilensteine von Daniel Miller, DAF oder Gary Numan aufgelockert werden. Dann ist es endlich soweit und die tolle Nummer von Conrad Schnitzer “Ballet Statique” läuft zum aktuellen Front 242 Logo ab. Die ersten Töne zu What You Hear Is What You Get oder besser “W.Y.H.I.W.Y.G.” erklingen und Patrick, Jean Luc und R23 betreten zusammen mit ihrem Live Drummer die Bühne. Hier spürt man schon direkt die Energie und wie körperlich diese Electronic Body Music ist.

Front springen nicht bunt durch ihre ganze Discographie sondern bleiben innerhalb der wichtigen 5 Jahre mitte der 80er hängen. Mit “Moldavia” kommt einer der besten Songs der Band aus dem Jahr 1991 durch die Boxen.

Mit “Body to body” geht zum ersten mal auch ein Ruck durch die voll gefüllte Hütte, weil ein paar wenige meinen Front 242 hätte irgendetwas mit Pogo zu tun. Nur, weil ihr nicht tanzen könnt, müsst ihr mit eurem rumgeschuppse tausende von anderen Menschen stören. Im Publikum stehen nicht nur stämmige EBM Weiber, sondern auch zarte Madonnen, die einfach nur tolle Musik aus ihrer Vergangenheit genießen wollen.

Es folgen mit “U-men” und “Dont crash” ruhigere Stücke und man kann sich auf die Show konzentrieren. Im Hintergrund baut sich trotzdem schon mal das Notärzte Team auf. Mit “Generator” kommt der erste unveröffentlichte Song mit einem tollen Effekt-Video daher, das ein bisschen an Hellraisers Pinnhead erinnert. Mit diesem Song und dem schon mehrfach live gespielten “Fix it” haben die Belgier schon zwei tolle Songs, die hoffentlich bald als Studioversionen erscheinen werden.

Die Alben “Tyranny for you” und “Official Version” bestimmen diesen abend bevor von Jean Luc mit “Hide and Seek” ein neuer Song angekündigt wird, den er als Underviewer auch schon mal live gespielt hat, bislang aber nirgends veröffentlicht wurde. Man kann also davon ausgehen, das diese tolle, atmosphärische Ballade bald offiziell zum Front 242 Song ernannt wird.

“Red Team” wird bühnentechnisch natürlich entsprechend ins rote Licht getaucht, bevor dann mit “Take One” ein echter Klassiker aus dem Jahr 1983 gespielt wird.

Dann wird es richtig wild. Der neue Anfang von “Masterhit” kommt sehr schnell nach dem letzten Song und ist erst nicht zu erkennen als der Sample “You know me….” durch die Location hallt, hat auch R23 seinen “Everyone” Einsatz verpasst und das Publikum schwappt mit einer riesen Welle zur rechten Seite. Man steht jetzt 5m weiter rechts weil eine Hand voll betrunkener meinen mit ihrer extrovertierten Art die Halle zu besitzen. Werdet endlich erwachsen und hört Ab und zu auch mal Elvis, dann müsst ihr euch hier nicht so präsentieren, als werd ihr noch halbstarke. Der Band gefällt dieses treiben natürlich, denn wie nannten sie es früher selber “Moment of Terror is the beginning of life”. Doch das Leben ist kostbar und es sollte wirklich niemand verletzt ein Konzert verlassen müssen. Als Video-Animation dient eines dieser viel besungenen Little Beasts – das sich als 3D Schlange durch den Hintergrund bewegt.

Mit einem neuen Video im Gepäck kommt der kommerzielle Hit der Band “Tragedy for you” in einer kurzen Version schnell und knackig und endet leider viel zu früh und abrupt. Interessanterweise hat die Band darauf verzichtet das tolle Video von Anton Corbijn hier zu verewigen und präsentiert hier lieber die Grafiken des Album gemixt mit Schwimmerinnen und einem Timecode!

Jean Luc verlässt die Bühne und R23 präsentiert den wohl besten neuen Song “Fix it”. Die Thematik hier sollte viel mehr in unserer Praxis umgesetzt werden, denn in unserer Zeit gibt es nur noch Probleme und keine Lösungen, weil es nur noch Speaker und keine Praktiker gibt. Wenn Du eine Lösung hast trag sie in die Welt hinaus und lass die Kritiker verstummen.

Ohne einen weiteren Hit aus “Official Version” kann die Band nicht die Bühne verlassen. “Hey Poor, Jesus is here….” und der Basslauf zu “Welcome to paradise” macht alle im Saal glücklich. Nun verlassen alle Mitglieder die Bühne. Jean Luc bleibt sogar noch ein bisschen länger sitzen und R23 präsentiert danach zusammen mit den beiden anderen den einzigen Song aus den beiden Alben “Up evil” und “Off” namens “Happiness”, der zu einer absoluten Live Granate seit der “Reboot” Tour geworden ist. Es folgt das große Finale und der einzige Song aus dem tollen Album “Front by Front”. “Headhunter” ist definitiv der größte Hit der Belgier und mit dem Video, das ebenfalls nicht das von Anton Corbijn ist, präsentieren sie sich auditiv als auch visuell von ihrer besten Seite.

Diese Band ist ein absolutes Kunstwerk in Bild, Schrift, Musik und Sprache, denn auch die war bei Front 242 ja auch aufgrund ihrer Herkunft immer schon multilingual.

Die ganze Show wird noch durch das Intro und das Outro, das Bilder aus 43 Jahren Front 242 zeigt verkürzt. Immerhin läuft dazu das geniale “Work 242” im Hintergrund und die vier Protagonisten stellen sich samt Corona-Bankräuber Sturmhaube wie Kraftwerk auf die Bühne und verabschieden anständig von ihrem Publikum. Front 242 ein Live Ära geht zu Ende und wir durften Teil Sein. Vielen Dank und hoffentlich bis bald zum Interview!

Setlist:
W.Y.H.I.W.Y.G.
Moldavia
Body to Body
Don’t Crash
U-Men
Generator
Quite Unusual
Punish Your Machine
Hide and Seek (New Song)
Red Team
Take One
Masterhit
Tragedy >For You<
Fix It
Welcome to Paradise
Encore:
Happiness (More Angels)
Headhunter
vom Band: Work 242

Die nächsten Tourtermine sind weitesgehend restlos ausverkauft, aber es gibt noch ein paar wenige Tickets:

OCTOBER:25:2024_Germany_München_Backstage_SOLDOUT + REIN
OCTOBER:26:2024_Germany_Langen_Neue Stadthalle_SOLDOUT + REIN
NOVEMBER:08:2024_USA_Houston_Warehouse Live Midtown
NOVEMBER:09:2024_USA_Dallas_Granada Theater
NOVEMBER:10:2024_USA_Denver_ReelWorks
NOVEMBER:11-14:2024_USA_Chicago_Vip Week
NOVEMBER:15:2024_USA_Chicago_Metro_SOLDOUT
NOVEMBER:16:2024_USA_Chicago_Metro_SOLDOUT
NOVEMBER:29:2024_Sweden_Göteborg_Film Studios (FutureRetro) + REIN
NOVEMBER:30:2024_Sweden_Stockholm_Berns (FutureRetro)_SOLDOUT + REIN
DECEMBER:01:2024_Sweden_Stockholm_Berns + REIN
DECEMBER:06:2024_France_Lille_The Black Lab_SOLDOUT
DECEMBER:07:2024_France_Paris_Le Trianon
DECEMBER:08:2024_UK_London_Electric Ballroom  + REIN
DECEMBER:13:2024_Spain_Barcelona_Sala Apolo_SOLDOUT + REIN
DECEMBER:14:2024_Spain_Madrid_Sala La Paqui_SOLDOUT + REIN
DECEMBER:25:2024_Germany_Chemnitz_Dark Storm Festival (Confirmed last German F242 performance)
JANUARY:03:2025_Belgium_Liege_OM_SOLDOUT
JANUARY:04:2025_Belgium_Ghent_Vooruit_SOLDOUT
JANUARY:05:2025_Belgium_Ghent_Vooruit
JANUARY:10:2025_Denmark_Copenhagen_Pumpehuset_SOLDOUT + REIN
JANUARY:11:2025_Denmark_Copenhagen_Amager Bio
JANUARY:23:2025_Belgium_Brussels_Ancienne Belgique_SOLDOUT
JANUARY:24:2025_Belgium_Brussels:Ancienne Belgique_SOLDOUT + REIN
JANUARY:25:2025_Belgium_Brussels:Ancienne Belgique_SOLDOUT + REIN